Die Geschichte des Rønne Vandrerhjems

Die Herberge ist der letzte Überrest des großen Militärlagers, das sich während des Zweiten Weltkriegs in Galløkken befand.


Die deutschen Besatzungstruppen trafen am 10. April 1940 am späten Nachmittag im Hafen von Rønne ein und nicht, wie im übrigen Dänemark, am frühen Morgen des 9. April. Zunächst wurden die Besatzungstruppen im Missionshotellet (wo sich heute das Hotel Hoffmann befindet) und im Dams Hotel (dem heutigen Dams Gård) untergebracht. Auch Østre Skole wurde zur Unterbringung beschlagnahmt, doch einige Tage später zogen die Deutschen nach Knudsker Skole. Bereits Mitte Mai verließ das deutsche Infanteriebataillon Bornholm und wurde durch ein halbes Hundert Marinesoldaten ersetzt, die ihr Hauptquartier im Missionshotellet hatten, aber kleine Umleitungen in den Häfen von Nexø, Svaneke, Allinge und Hasle hatten. Der deutsche Inselkommandant hatte sein Hauptquartier im Missionshotellet, während die wechselnde Besatzung nach und nach im Hotel Phønix untergebracht wurde.


Bau des Lagers Galløkkel im Jahr 1941


Nach und nach wurde Bornholm zum Stützpunkt für die Erholung des deutschen Marinepersonals, beispielsweise nach den langen und anstrengenden U-Boot-Touren im Atlantik. Sowohl bei den deutschen als auch bei den dänischen Behörden bestand der Wunsch, die deutschen Truppeneinheiten außerhalb von Rønne anzusiedeln, und im Mai 1941 wurde ein Pachtvertrag abgeschlossen (der von Dänemark bezahlt wurde): Ein 2,5 Hektar großes Gelände auf Galløkken, wo die Besatzungsmacht dann ein Kasernenlager errichten konnte. Das Lager sollte die Inselkommandanturen, die Signalstation, den Unterkunftsbereich, die Krankenstation, die Kantine, die Garage und die Ställe und sogar Gefängnisse beherbergen, die auch einige Dänen kennenlernten. Bei Baubeginn handelte es sich um einen fortschrittlichen, modernen Elementbau mit handelsüblichen deutschen Holzelementen, die so geschickt konstruiert waren, dass die einzelnen Gebäude je nach Bedarf in jeder erdenklichen Größe und Gestaltung errichtet werden konnten. Ein Beispiel hierfür ist das erhaltene Wohnheimgebäude. Am 30. August 1941 lud das Inselkommandan zur Einweihung des Lagers ein, im Oktober 1941 war es voll funktionsfähig. In einem Tagebucheintrag heißt es, dass die Bornholmer Reißnägel auf den Radwegen zum Lager verstreuten, damit die radfahrenden deutschen Soldaten sie durchstechen konnten. Es war frühe Sabotage.


Der Zeitraum vom 29. August 1943 bis zum Frühjahr 1945 

Am 29. August 1943 kam es zum politischen Bruch zwischen den höchsten Stellen der deutschen Besatzungsmacht in Dänemark und der dänischen Regierung, die zurücktrat. Die Kasernen und Einrichtungen der dänischen Armee und Marine wurden besiegt und besetzt. Am Morgen musste der Kreiskommissar von Bornholm zusammen mit dem Kommandeur und dem Polizeichef zu einem Treffen mit den Inselkommandanten kommen, vermutlich in dem hier erhaltenen Gebäude. Am 4. September versammelten die Inselkommandanten die Bornholmer Offiziere und zwei verhaftete Bornholmer Widerstandskämpfer in der Offiziersmesse (diesem Gebäude) und erteilten die Erlaubnis, für Zivilkleidung zu Hause anzurufen, da sie nachts als Kriegsgefangene nach Kopenhagen gebracht werden sollten. Am 1. September 1944 deutete der damalige Inselkommandant den Bau weiterer Kasernen an, was jedoch nie umgesetzt wurde. Am 27. Januar 1945 wurden die auf Bornholm festgenommenen dänischen Polizisten in das Lager Galløkken gebracht, aber schnell wieder freigelassen. Mitte März 1945 trafen rund 1.000 sehr junge Rekruten auf Bornholm ein. Einige wurden in Galløkken untergebracht und ausgebildet. In den letzten Apriltagen und den ersten Maitagen 1945 war das Lager Galløkke mit den Überresten zerrissener deutscher Einheiten auf der Flucht vor der Ostfront überfüllt. Auch eine Reihe vermisster und größtenteils kranker Zivilflüchtlinge aus den Ostgebieten waren in das Lager geflohen.


Verhaftung und Hinrichtung am 5. und 6. Mai 1945 

Am 5. Mai 1945, dem Tag der Befreiung Dänemarks, ereignete sich in diesem Gebäude eine zutiefst tragische Szene. Es wurde ein Standardgericht eingerichtet, um einen Oberstleutnant vor Gericht zu stellen, der mit seiner stark zerrissenen Flugabwehrabteilung von der Ostfront gekommen war. Er hatte eine defätistische* Aussage gemacht, die nicht in das NS-System passte. Das Urteil kam am nächsten Morgen zur Vollstreckung 08:00. Der Oberstleutnant verbrachte seine letzte Nacht im Kasteltårnet und am 6. Mai um 08:00 Uhr durch Schüsse westlich des Turms hingerichtet.



Die Zeit als sowjetisch-russisches Lager mit zwei weiteren Hinrichtungen 

Am 9. Mai 1945, am späten Nachmittag, liefen fünf sowjetisch-russische Motortorpedoboote mit dem ersten Kontingent der neuen Besatzungstruppe an Bord in den Hafen von Rønne ein. Die sowjetisch-russischen Offiziere wurden von der Widerstandsbewegung sofort nach Galløkken getrieben, wo die Inselkommandanten und der hochrangige General als Gefangene genommen und sofort nach Kolberg gebracht wurden. Ab dem 9. Mai 1945 übernahmen die Sowjetrussen die Galløkkelejren. Als sie große Mengen Stroh und Heu für Pferdefutter und Einstreu mitbrachten, verwandelte sich das Lager nach und nach in ein wahres Rattennest. Das Gall Camp war Zeuge einer weiteren makabren Tat. Mitten im Winter 1946 wurden die sowjetisch-russischen Streitkräfte auf Bornholm in das Lager beordert, wo der sowjetisch-russische General nach einer donnernden Rede zwei Sowjetbürger wegen Verstoßes gegen die strengen Kriegsgesetze der Sowjetunion hinrichten ließ.



Kurze Zeit als dänisches Lager und dann abgebaut 

Am 5. April 1946 verließen die letzten sowjetischen Truppen Bornholm und in dem von den beiden Besatzungsmächten misshandelten Lager waren nun dänische Armeeeinheiten untergebracht. Ein dänischer Unteroffizier, der mit seiner Kompanie im Lager einquartiert war, sagte viele Jahre später bei einer Jubiläumsansprache, dass Sie ihre Treffsicherheit allein durch das Erschießen von Ratten aufrechterhalten hätten! 

Im Jahr 1947 riss der Dänische Verteidigungsbaudienst das Lager ab und einige Elemente kleinerer Kasernen wurden gefunden, z.B. als Verwendung beim Bau der Almegårdslejren, heute als Almegårds-Kaserne bezeichnet. Einige Kasernen wurden in das Gebiet Landemærket – Borgmester Nielsens Vej verlegt, wo sie während des Wiederaufbaus als Unterkunft für ausländische Handwerker, einige Hausverwalter und eine kleine Wache dänischer Soldaten dienten. Das heutige Vandrerhjem, das alte Kasino, das von den Streitkräften, der Roten Armee und den dänischen Streitkräften genutzt wurde, war sowohl innerhalb als auch außerhalb seiner Holzmauern Schauplatz und Zeuge vieler bedeutender und besonderer Ereignisse. 

*Gefühl der Niederlage – Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Kämpfens